Crop.

curated by Nadine Isabelle Henrich and Rudolf Scheutle, Forum, Stadtmuseum München, 2021

Crop., 2019-2021

Series of renderings and 3D prints, different sizes
Fabian Hesse & Mitra Wakil

In their latest project, Hesse & Wakil are working with databases from biotechnology: specifically, they are using 3D scans of agricultural plants such as millet, tobacco, tomato plants and weeds such as field bindweed. These data collections study plant growth behavior under different climatic conditions. From an economic perspective, biotechnology appears to be a necessary way out of the man-made environmental crisis. But are Big Data and genetic engineering really suitable for countering the climate catastrophe, or do they in turn create new problems whose impact on nature is as yet unimaginable?

For this series, whose title derives from the English „crop“ or „to crop“, Hesse & Wakil reorganize data from plant parts. They use specific algorithms and digital modeling to combine individual elements into new shapes. This gives rise to new, fantastic plant worlds – some of which appear floral, others humanoid. Their leaves, tubers and fruits merge to form surprising hybrids. In turn, Hesse & Wakil materialize the data sets generated from this process with the 3D printer as abstract sculptures in bioplastics and aluminum, lending their fictionalized representations a new object-like presence.

By explicitly focusing on errors and communication breakdowns in the field of supposedly limitless optimization possibilities, Hesse & Wakil subvert the normative modes of functioning of perfect systems and make irregularities artistically useful. Thus, the works evoke doubts about a man-made and optimized nature, yet draw from the possibilities of a data- and technology-based botany. The 3D objects oscillate between nature and technology and elude dichotomous conceptual pairs such as natural and artificial.
Crop traces the connection of disparate data sets to new entities as a central principle in Hesse & Wakil’s artistic practice. The exhibition situation invites to dive into the artistic design spaces of a technological and data-based concept of sculpture.

Text: Nadine Isabelle Henrich

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DE

Hesse & Wakil arbeiten in ihrem jüngsten Projekt mit Datenbanken aus der Biotechnologie: konkret nutzen sie 3D-Scans landwirtschaftlich genutzter Pflanzen wie Hirse, Tabak, Tomatenpflanzen und Beikräuter wie der Acker-Schmalwand. Diese Datensammlungen untersuchen das pflanzliche Wachstumsverhalten unter verschiedenen klima­tischen Bedingungen. Aus wirtschaftlicher Perspektive erscheint die Biotechnologie als notwendiger Ausweg aus der vom Menschen verursachten Umweltkrise. Doch sind Big Data und Gentechnik tatsächlich geeignet, um der Klimakatastrophe zu begegnen, oder erzeugen sie wiederum neue Probleme, die in ihren Auswirkungen auf die Natur noch nicht vorstellbar sind?

Hesse & Wakil reorganisieren für diese Serie, deren Titel sich vom englischen „crop“ wie dt. Ernte oder „to crop“ dt. wachsen/ ausschneiden herleitet, Daten von Pflanzenteilen. Sie verbinden dabei einzelne Elemente mithilfe von Algorithmen und digitaler Modellierung zu neuen Gestalten. So entstehen neue, phantastische Pflanzenwelten, die teils floral, teils humanoid wirken. Ihre Blätter, Knollen und Früchte verschmelzen zu überraschenden ­Hybriden. Die aus diesem Prozess generierten Datensätze materialisieren Hesse & Wakil wiederum mit dem 3D-­Drucker als abstrakte Skulpturen in Biokunststoffen und Aluminium, und verleihen damit ihren fiktionalisierten Darstellungen eine neue objekthafte Präsenz.

Indem Hesse & Wakil im Feld vermeintlich gren­zenloser Optimierungsmöglichkeiten explizit Fehler und Kom­munikationsstörungen fokussieren, unterlaufen sie die norma­tiven Funktionsweisen perfekter Systeme und machen Irregularitäten künstlerisch nutzbar. So evozieren die Arbeiten Zweifel an einer menschengemachten und ­opti­mierten Natur und schöpft dennoch aus den Möglichkeiten einer daten- und technologiebasierten Botanik. Die 3D Objekte oszillieren dabei zwischen Natur und Technik und entziehen sich dichotomen Begriffspaaren wie natürlich und künstlich.
Crop zeichnet die Verbindung disparater Datensätze zu neuen Einheiten als zentrales Prinzip in der künstlerischen Praxis von Hesse & Wakil nach. Die Ausstellungssituation lädt dazu ein in die künstlerischen Gestaltungsräume eines technologischen und datenbasierten Skulpturbegriffs einzutauchen.

Text: Nadine Isabelle Henrich


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